Stellungnahme der Stadt Nordhorn zum Einsatz ‘Trinkwasserverunreinigung’

Höchstwahrscheinlich durch einen Überdruck in der Löschwasseranlage ist bei einem nächtlichen Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr am frühen Sonntagmorgen Löschschaum ins Trinkwassernetz von Teilen des Nordhorner Stadtteils Bookholt geraten. Zu diesem Schluss kommen die Nordhorner Versorgungsbetriebe (NVB) und die Freiwillige Feuerwehr in der Rückschau auf den Vorfall am vergangenen Wochenende. Nach Einschätzung des Gesundheitsamtes bestand durch das Löschmittel aufgrund seiner geringen Konzentration im Trinkwasser selbst bei versehentlichem Verschlucken keine Gefahr für die Gesundheit der betroffenen Anwohner.
Auslöser war der Brand eines Carports an der Pestalozzistraße, zu dessen Löschung die Feuerwehr gegen 3.00 Uhr in der Nacht ausgerückt war. Da auf dem Carport eine Photovoltaikanlage installiert war, wurden die Flammen den üblichen Empfehlungen entsprechend mit Schaum bekämpft. Dazu wurde dem aus einem nahegelegenen Wasserhydranten der NVB entnommenen Trinkwasser ein Schaummittel beigemischt. Offenbar aufgrund eines Druckunterschiedes zwischen dem Trinkwassernetz und der Schaummischanlage im Feuerwehrfahrzeug wurde eine geringe Menge des Schaummittels rückwärts ins Trinkwassernetz gepresst. „Wir können ausschließen, dass das Mittel auf andere Weise, beispielsweise über das Erdreich, in die Leitung geraten konnte“, sagt Jan-Hermann Hans, Leiter des Bereichs Wasserversorgung bei der NVB.

Am frühen Sonntagmorgen waren die ersten Meldungen von Anwohnern über Schaum aus der Wasserleitung bei der NVB eingegangen. Schnell stellte deren technischer Dienst dann vor Ort fest, dass die Verunreinigung gleich in mehreren Haushalten auftrat und offenbar vom Löscheinsatz der Feuerwehr in der vorherigen Nacht herrührte. Daher rückte die Feuerwehr gegen 8.30 Uhr erneut in die Pestalozzistraße aus, um die Situation gemeinsam mit der NVB zu lösen. Auch das Gesundheitsamt wurde umgehend eingeschaltet.

„Wir waren und sind uns sicher, dass von dem Schaummittel keine Gefahr für die Menschen in den betroffenen Haushalten ausgeht“, so Hans. Auch Martin Oskamp vom Gesundheitsamt des Landkreises Grafschaft Bentheim bestätigt, dass die Konzentration des Mittels, das in seiner Zusammensetzung handelsüblichem Waschmittel ähnelt, im Trinkwasser viel zu gering für eine Gesundheitsbeeinträchtigung gewesen sei.

Die NVB entschied sich daher am Sonntagmorgen gegen ein komplettes Abschalten der Wasserversorgung für ganz Nordhorn und stattdessen für eine Abriegelung und Ausspülung der betroffenen Leitungsabschnitte. Anhand von Leitungsplänen konnte der betroffene Bereich auf die Spechtstraße, Schwalbenstraße, Pestalozzistraße (Hausnummernbereich 76-139), Meisenstraße, Hüttenkamp (12-30), Möwenstraße (1-24) und Schwanenstraße eingegrenzt werden. In dem betroffenen Bereich sind 533 Personen gemeldet. Andere Bereiche der Stadt waren nicht betroffen.

Durch das Schließen von Sperrventilen wurden die betroffenen Leitungsabschnitte vom übrigen Trinkwassernetz getrennt, um eine Ausbreitung zu verhindern. Anschließend wurden die Leitungen nach und nach freigespült. In den betroffenen Straßen wurden die Anwohner durch zahlreiche Mitglieder der Feuerwehr an der Haustür darüber informiert, das Leitungswasser vorerst nicht zu gebrauchen. Parallel erfolgte eine Mitteilung über die Nachrichtenmedien sowie die Städtische Internetseite, die Internetseite der Feuerwehr und das soziale Internetnetzwerk Facebook. Bereits gegen Mittag konnte dann Entwarnung gegeben werden. Mit dem Hinweis sämtliche Wasserentnahmestellen im Haus eine halbe Stunde lang laufen zu lassen, um auch die letzten Reste des Schaummittels aus allen Leitungen auszuspülen, wurde dann das Trinkwasser wieder zum Verbrauch freigegeben.

„Die Situation wurde gut gelöst aber wir müssen jetzt sicherstellen, dass sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt“, stellte Bürgermeister Thomas Berling am Montag bei einer gemeinsamen Nachbesprechung von NVB, Feuerwehr, Gesundheitsamt und Stadt im Nordhorner Rathaus fest. Obwohl die Nordhorner Feuerwehr bereits seit vielen Jahren mit Löschschaum arbeitet, ist das Mittel bislang nie ins Trinkwasser gelangt. Der Vorfall könnte laut Stadtbrandmeister Mathias Kühlmann mit der Technik in den Löschfahrzeugen neuerer Art zusammenhängen. Erst vor sechs Wochen ist eine Empfehlung des Fachausschusses Technik der deutschen Feuerwehren erschienen, in denen vor der Möglichkeit eines Zurückfließens von Löschwasser ins Trinkwasser gewarnt wird. Der Fachausschuss empfiehlt, in bestimmten Fällen sogenannte Systemtrenner als Zusatzgeräte zu installieren. Diese Geräte kommen bisher nur bei sehr wenigen Feuerwehren in Deutschland zum Einsatz. „Wir werden der Empfehlung des Fachausschusses schnellstmöglich folgen und geeignete Zusatzgeräte anschaffen“, so Berling.